tekom - Europe
13. October 2023 | tekom Österreich

S1000D - Der unbekannte Standard

Allgemeines zur Veranstaltung

Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht? Wie wir alle wissen, kann die Welt der Technischen Kommunikation sehr komplex sein. Das trifft auch für Technische Redakteur:innen zu, wenn sie sich intensiv mit Standardisierungsmethoden beschäftigen. Vor allem die S1000D, ein ursprünglich aus der Luftfahrt und dem militärischen Bereich stammender Standard, wirkt auf den ersten Blick kaum überblickbar, geschweige denn umsetzbar.

Die Veranstaltung „S1000D – Der unbekannte Standard“ hatte sich daher zum Ziel gesetzt, den Standard zu veranschaulichen. Neben den theoretischen Grundlagen lag der Fokus aber vor allem auf der praktischen Umsetzung. Und, wie alle Teilnehmenden am Ende des Tages erfahren haben: Unsere mühsam erstellten Dokumentationen werden gelesen! Freiwillig! Und sogar mit Freuden! Aber alles der Reihe nach.

Einführung in die S1000D

Nach einer kurzen Begrüßung durch Martina König, der Lehrgangsleiterin des Masterlehrgangs „Technische Dokumentation“ an der FH Joanneum Graz, sowie Stefan Gruber-Barowitsch und Markus Arch von tekom Österreich, ging es los mit dem sehr umfangreichen Tagesprogramm.

Als erster Vortragender hat Manjit Roopra eine theoretische Einführung in die S1000D gegeben und den Teilnehmenden die Struktur und funktionalen Elemente erklärt, die in diesem Standard zu finden sind. Was ist eine Common Source Database, wozu ist sie gut und warum ist ein vielstelliges Standard Numbering System essenziell für S1000D? Nach seinem Vortrag wussten seine Zuhörer:innen Bescheid. Und haben zudem erfahren, dass der Standard sich nicht nur auf die Content-Erstellung, sondern auch auf dessen Vorbereitung und das Management gewaltiger Datenmengen bezieht.

Beispiel gefällig? Es gibt Dokumentationen, die simultan von bis zu 5000 Redakteur:innen geschrieben und gewartet wurden. Unter Zuhilfenahme der S1000D. Wenn solche Riesenprojekte damit möglich sind, dann lässt sich nur festhalten: Ja, der Standard hat sich bewährt.

Wie mache ich ein S1000D Projekt?

Claudia und Simon Hagendorfer von der Firma "text-it Produktdokumentation GmbH" haben sich im nächsten Vortrag mit der Frage beschäftigt, worauf man bei der Umsetzung eines S1000D-Projektes achten sollte. Denn: Die technischen Grundlagen zu kennen reicht nicht aus. Neben Know-How und Verständnis über die Vorgaben des Standards sollte man auch viele andere Fragestellungen berücksichtigen. Zum Beispiel:

  • Habe ich Zugriff auf Software, mit der ich die S1000D umsetzen kann?
  • Wer sind meine Zielgruppen?
  • Welchen Umfang hat das Projekt?
  • Wie verteile ich die benötigten Rollen und Zuständigkeiten am besten in meinem Team?
  • Gibt es sicherheitsrelevante Bedenken? Ist meine Dokumentation oder der Zugriff auf Infos dafür speziell gesichert, beispielsweise durch behördliche Auflagen?

Im weiteren Verlauf wurde gezeigt, wie man sogar aus Word-Dateien gute S1000D-Dokumentationen zaubern kann. Mit etwas Scripting, zumindest. Auch die vielen Stolpersteine, die in einem solchen Projekt lauern, wurden aufgezeigt.

Vorteile durch das Arbeiten mit den S-Series

Nach einem gemeinsamen Mittagessen haben Werner Schadelbauer (HICO Corporate Group) und Harald Stadlbauer (Ninefeb) aufgezeigt, wie die S1000D mit anderen Standards der so genannten "S-Series" zusammenspielt. Beispiele:

  • S2000M: internationale, einheitliche Spezifikation für Material Management Prozesse und Verfahren
  • S3000L: Internationale Verfahrensspezifikation für Logistic Support Analysis (LSA)
  • S6000T: Internationale Spezifikation für Trainingsanalyse und -design

Dabei zeigte sich, dass die S1000D gewissermaßen eine Welt für sich selbst, simultan aber in einen weitaus größeren Kontext eingebettet ist.

Technische Dokumentation aus Sicht eines Aircraft Maintenance Technician

Patrick Graupp ist Maintenance Technician für Helikopter und hat als letzter Vortragendes des Tages seine Arbeit und die damit verbundenen Prozesse und Regularien erklärt. Aus seiner Sicht ist Technische Dokumentation, verfasst nach S1000D-Strukturen, essenziell für sein Berufsfeld. Denn: Ohne Dokumentation sind Wartungsarbeiten an Helikoptern, aber auch bei Flugzeugen, kaum bewältigbar - vor allem wegen der Vielfalt und Komplexität der Komponenten. Und die anwesenden Technischen Redakteur:innen haben mit Patrick Graupp jemanden gehört, der gerne Dokumentationen liest und Feedback gibt. Das ist ja leider etwas, dass man in unserer Branche oftmals vergeblich sucht.

Nach dem letzten Vortrag und einer kurzen Podiumsdiskussion, bei der die letzten offenen Fragen geklärt wurden, haben die FH Joanneum und die tekom Österreich alle Anwesenden zu weiteren, gemeinsamen Gesprächen bei Snacks und Getränken eingeladen. So ging der Tag, prall gefüllt mit informativen Vorträgen und Gesprächen, in entspannter Networking-Atmosphäre zu Ende.

Unterlagen

Die Vortragsunterlagen sind für tekom Mitglieder nach Login unterhalb dieses Berichts verfügbar (Login mit Mitgliedsnummer oder E-Mail-Adresse und Passwort).

Fotos: Phil Hoffer / Martina König / tekom Österreich

 

Date of the event
13.10.2023 | 09:00
Event location
FH Joanneum, Graz
Speaker
Manjit Roopra, Claudia Hagendorfer, Simon Hagendorfer, Harald Stadlbauer, Werner Schadelbauer, Patrick Graupp
Contact email
oesterreichdontospamme@gowaway.tekom.eu