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22. March 2024 | tekom Österreich

Doku und E-Learning - die Stiefzwillinge

Die Gemeinsamkeiten entdecken

E-Learning ist in aller Munde: So auch an einem Freitag im März an der FH Oberösterreich in Wels, zu dem sich rund 80 Personen angemeldet hatten. Die Pandemie war ein Katalysator mit mächtigen Schubkräften: Nie zuvor gab es so viele Online-Veranstaltungen und digitale Hilfen – und eben E-Learning: Elektronisches Lernen, das in digitaler Form von fast überall erreichbar ist.

Aber hier trennen sich dann schon Spreu von Weizen: Nicht alles, was digital ist, ist auch gut. Nicht alle, die gut schreiben, machen so einfach gutes E-Learning.

Diese Veranstaltung hat es mit 4 Fachleuten zum Thema auf den Punkt gebracht:

  • Was braucht man (und frau), um gutes E-Learning zu machen?
  • Was ist das überhaupt, E-Learning?
  • Woran erkenne ich, ob es gut ist?
  • Was muss ich tun, damit es passt, überschaubar ist – und womit muss ich rechnen?

Die Vortragenden waren lauter erfahrene Profis auf dem Gebiet:

  • Dr. Reinhard Tockner, FH OÖ, Steyr
  • Johannes Schneider, MacSchneider
  • Barbara Kalous, NINEFEB
  • Robert Sack, Schrack Seconet

Die Begrüßungsansprachen hielten Dr. Christiane Takacs (Studiengangsleiterin Produktdesign und Technische Kommunikation an der FH OÖ) und Dr. Gisela Schutti-Pfeil (Wissenschaftliche Leiterin des Zentrums für Hochschuldidaktik und E-Learning, FH OÖ).

Reise zum E-Learning – Begriffsklärung

Es gibt eine Menge Begriffe, teils aus dem Englischen, die mit E-Learning in Verbindung gebracht werden.

Dr. Tockner widmete sich in seinem Vortrag klar und präzise der Aufgabe, diesen Begriffsdschungel zu entwirren. Ob hybrides Lernen, digitales Lernen, Instructional Design oder Online-Kurs, und viele mehr: Die Begriffe scheinen teils schwammig und uferlos.

Seine Ausführungen können hier nicht wiederholt werden. Aber seine Unterlagen (siehe unten) sind überaus aufschlussreich und jedem, der sich noch ohne Pfad im Dschungel fühlt, empfohlen.

Reise zum E-Learning – Start

Man kann Projekte immer auch mit einer Reise vergleichen, denn Vieles ähnelt sich:

Man muss wissen, wohin die Reise gehen soll. Welche Mittel setze ich ein? Woher weiß ich, dass ich angekommen bin?

Wie auch bei technischer Dokumentation, benötigt es ein gut definiertes Ziel, um E-Learning effizient, mit möglichst wenig Stolperfallen und kosteneffizient zu erreichen.

Die Zielgruppe und deren Bedürfnisse sind einer der wichtigsten Faktoren bei der Bestimmung der Inhalte.

Das Konzept – Wie und Womit

Damit wären wir auch schon bei einem Grundpfeiler: Das Konzept, das diese Inhaltsaspekte auf den Punkt bringt:

  • Welches ist die Zielgruppe?
  • Was soll gelernt werden?
  • Was ist das geeignetste Format (Video, Präsentation, Präsentation mit Animation und Ton, online verfügbare Unterlagen)?
  • Welche Mittel stehen mir zur Verfügung (menschliche und finanzielle Ressourcen)?
  • Welcher Zeitrahmen zur Umsetzung ist realistisch?

Hierbei war der Vortrag von Johannes Schneider besonders erfahren und zugleich praxisnah:

Seine Idee, es professionelle Naivität zu nennen, wenn man sich auf Perspektivenwechsel einlässt, um die Zielgruppe besser zu verstehen.

Also als Trainer mit dem gleichen Bedarf an neuem Wissen, wie die Lernenden, an die Frage heran gehen:

  • Was ist das?
  • Wie geht es?
  • Womit kann ich das künftig ausführen?

Eine weitere Schnittstelle zur technischen Dokumentation.

Lernen und Prüfen – „Seid Ihr alle da?“

Die Erinnerung an Puppentheater mag überraschen, aber darum geht es auch:

Den Erfolg des Lernens überprüfen.

Ein wichtiger Teil der Planung von E-Learning-Projekten ist die Frage nach Überprüfungen. Sie ist eng gekoppelt an die Anfangsfrage:

  • Was soll gelernt werden?

Nur wenn ich weiß, welches die Lernziele sind, kann ich durch Quizzes und andere Überprüfungsmöglichkeiten, wie schriftliche Tests, angemessen Erfolge überprüfen.

Die Umsetzung – Mittel und Wege

Ganz wichtig ist der Aspekt der möglichen Anwendungen – aber auch der Unterstützung im Unternehmen:

Barbara Kalous wusste treffend die Schnittstellen zwischen Projektplanung und Unternehmensinteressen einerseits und der Dokumentation und dem E-Learning-System andererseits aufzuzeigen.

Einen anschaulichen Bericht aus der Praxis steuerte Robert Sack bei, in dem er die möglichen Schwierigkeiten aufzeigte. Diese Details und möglichen Hindernisse stellten beide aus ihren Erfahrungen zusammen:

  • Gibt es ein Budget?
  • Sind die verantwortlichen Entscheider des Managements überzeugt?
  • Welche Anwendungen stehen zur Verfügung? Welche ergeben Sinn, um das E-Learning auch langfristig aktuell zu halten?
  • Wen kann ich um Unterstützung bitten? Gibt es In-House-Kräfte und Wissen? Dürfen externe hinzu geholt werden?
  • Gibt es vor allem bei alteingesessenen Mitarbeitern der etablierten Industrien, die bisher Präsenzveranstaltungen gewöhnt waren, Akzeptanz für neue Wege und Formate?

Der Funke springt über – Die Aufmerksamkeit fesseln: „Don’t tell me how – tell me why!”

Aufmerksamkeit: Ein zentrales Element bei jeder Art, Wissen zu vermitteln.

Wie kann ich die Lernenden ‚mitnehmen‘ auf die Reise zu neuem Wissen? Die Artikel über angebliche oder tatsächliche Aufmerksamkeitsdefizite bei vielen in der digitalen Welt sind Legion.

Ein wesentlicher Faktor bei jeder Art, Dinge an den Menschen zu bringen, ist das was gerne auch „persönliche Betroffenheit“ genannt wird:

Warum muss ich/Du/dieser Lernende das wissen … wollen?

Diese Frage wurde auch in der anschließenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von Dr. Georg Löckinger (Professor für technische Kommunikation an der FH OÖ) von allen noch einmal aufgegriffen:

Ob in Präsenz oder Online, ‚hybrid‘, die Mischform, ob mit oder ohne Videos,
Lernende müssen von Anfang an (je nach Inhalten wiederholt) darauf hingewiesen werden, warum sie dies jetzt interessieren soll.

Mögliche ‚Stolpersteine‘ –  und Ausblick

Schließlich waren die Diskussionsteilnehmer/innen sich über die möglichen Schwierigkeiten einig, die bei der Umsetzung von gutem E-Learning auch anfangs hier erwähnt wurden:

  • Die Akzeptanz bei den Beteiligten, etwa Management, Personalabteilung oder auch Vorgesetzte.
  • Das Budget: Welche Mittel werden dann als sinnvoll angesehen, muss das evtl. erst mithilfe von Vorausberechnungen möglicher Aufwände durchgesetzt/‘verkauft‘ werden?
  • Sind die betroffenen Mitarbeiter/Lernenden bereit, sich auf neue Wege einzulassen? Wie kann man sie ins Boot holen?

Ausblick

E-Learning ist ein mächtiges Medium, um (Reise-)Kosten, Zeit und Aufwände von Trainern und Lernenden gleichermaßen zu reduzieren, vor allem, wenn beispielsweise Schulungen in regelmäßigen Abständen wiederholt werden müssen.

Wenn die oben erwähnten Voraussetzungen gegeben und die Stolpersteine beiseite geschafft sind, steht einem erfolgreichen E-Learning-Projekt nichts mehr im Weg.

Die FH OÖ in Wels an einem Freitag: Gut organisiert, leicht erreichbar, ein Vortragssaal mit angenehm-funktionaler und entspannter Atmosphäre.

Nina Barzgaran

Wir danken dem Studiengang Produktdesign und Technische Kommunikation der FH Oberösterreich sowie unseren Sponsoren MacSchneider, NINEFEB und Star7 für die Unterstützung.

tekom-Mitglieder können nach dem Einloggen die Unterlagen zur Veranstaltung hier herunterladen.

Fotos: Tetyana Böcksteiner (7) tekom Österreich (3)

Downloads

Date of the event
22.03.2024 | 12:00
Event location
FH Oberösterreich, Campus Wels
Speaker
Dr. Reinhard Tockner, Johannes Schneider, Barbara Kalous, Robert Sack, Dr. Tanja Jadin
Contact email
oesterreichdontospamme@gowaway.tekom.eu